Mental stark und körperlich fit – Eisbaden mit der Wim Hof Methode
Eisbaden und Kälte ist ehrlich gesagt gar nicht mein Ding. Ich war immer fasziniert von Wim Hof, aber ich wähle lieber die Sahara als Alaska, Bikram statt Yin Yoga und Sommer statt Winter. Ich und Kälte = passt nicht, dachte ich bis jetzt.
Aber ich liebe jede Form von Mindset und außerdem bin ich sehr neugierig und abenteuerlustig. Deshalb hat es mich riesig gefreut, letztes Wochenende bei einer Einführung in die Wim Hof Methode mit Daniel Ruppert mitzumachen. Er ist Kampfsportexperte und Wim Hof Trainer und die Kälte kann richtig was.
In diesem Artikel erfährst du:
Warum die Kälte so kraftvoll für den Körper und den Geist ist
Warum es sich lohnt regelmäßig die Komfortzone zu verlassen
Was die Wim Hof Methode überhaupt ist
Was im Körper und im Nervensystem passiert und warum es von Vorteil ist zu lernen damit umzugehen
Was der Anrufe im Büroalltag mit Stress zu tun haben und warum Kälte hilfreich ist, den Alltagsstress besser zu meistern
Ich bin absolut überzeugt, dass eine besondere Kraft in der Kombination von Körper und Mindset liegt, denn je mehr wir lernen unser Nervensystem zu regulieren, umso freier sind wir.
Wim Hof, der Iceman lehrt mentale Stärke zu entwickeln
Wim Hof fasziniert mich schon lange. Ich habe schon einige Dokus von ihm geschaut. Aus seinen frühen Jahren oder auch die Goop Serie, in der er New Yorker Großstädter ins Eis verführt.
Ich mag die hemdsärmelige Art des Niederländers, der diverse Kälterekorde aufgestellt hat.
Er ist in Shorts und Sandalen auf den Mount Everest geklettert und diverse Male lediglich mit Badehose bekleidet im und unter dem Eis getaucht. Er hält mehrere Guinessbuchrekorde und ist ein lebendiger, lebenslustiger Typ. Warum er mit der Kälte begann - seine persönliche Geschichte - ist traurig und bewegend zugleich.
Denn alles begann mit dem Tod seiner Frau. Für ihn ein schwerer Schicksalsschlag, denn keiner konnte seiner Frau mit ihren Depressionen helfen. In tiefer Trauer um seine große Liebe sucht er Lösungen, um seine Stimmung zu heben. Auch, weil er von heute auf morgen als alleinerziehender Vater von vier Kindern aufwacht, braucht er dringend ein Mittel, um seine Energie und seine Stimmung zu heben.
Er studiert die Natur, insbesondere die Kälte und wird fündig. Er geht an Grenzen und weitet sie aus. Bleibt dabei kerngesund und vital. Mittlerweile ist eine regelrechte Bewegung daraus entstanden und es gibt einige Studien zu seinem intensiven Ansatz. Menschen auf der ganzen Welt folgen begeistert seiner Methode, sicherlich auch, weil sie einfach ist. Kälte ist in vielen Ländern frei verfügbar ist und die Wirkung setzt sofort ein.
Das kalte Wasser hat Wim Hof geheilt.
Die einzigartig Kombination aus Mindset, Kälte und Atmung?
Mittlerweile ist die Methode, die nach ihm benannt ist, weltberühmt. Sie setzt sich aus drei Säulen zusammen:
Kälte, Atmung und Mindset.
In die Methode flechtet er u.a. Yoga und tibetische Atemtechniken hinein.
Beim Workshop starten wir mit dem Atem und bereiten unseren Körper ganz systematisch auf die Kälte vor. Die Kälte hat einen Zweck. Sie dient uns als natürlicher Stressor. Wir üben uns darin, gelassen damit umzugehen und so unsere Willenskraft und Resilienz zu stärken.
Nachdem sich alle vorgestellt haben, starten wir direkt mit Atemübungen.
Daniel führt uns ganz wunderbar durch die Sessions. Zunächst atmen wir uns durch mehrere Zyklen der Abfolge, unterbrochen von längeren Atempausen, in denen der Atem locker gehalten wird.
So wird das autonome Nervensystem angesprochen und der Bereich, der für Entspannung zuständig ist, der Parasympathikus, wird aktiviert. Schon nach wenigen Minuten bin ich tiefenentspannt.
Unser Atem beweist es. Statt fünf natürlichen Atemzügen in der Minute geht er runter auf zwei. Mich fasziniert, wie stark der Einfluss des Atems auf unseren Körper ist.
Wir gehen dann Schritt für Schritt immer tiefer. Erfahren mehr über die Theorie, warum ein Eisbad für den Körper gut machbar ist und was genau dabei passiert.
Dann tauchen wir immer tiefer in die Wim Hof Atmung ein. Die Atemzyklen werden länger, auch das Halten. Wir liegen mittlerweile alle völlig vertieft auf unseren Yogamatten zugedeckt mit Wolldecken. Am Ende halten wir bis zu 2 Minuten 35 die Luft an und alle sind sehr relaxt und entspannt.
Durch die schnelle, intensive Atmung wird der Kreislauf kurzfristig mit mehr Sauerstoff angereichert, während Kohlenstoffdioxid abgeatmet wird. Der Sauerstoffgehalt im Blut ist dadurch höher als der Kohlenstoffdioxidgehalt.
Der PH-Wert des Blutes steigt dadurch für eine kurze Zeit an.
Daniel erklärt uns, dass der Kältekick, wenn wir ins Eisbad gehen, zudem zu einer sehr hohen Ausschüttung von Adrenalin führt. Das wirkt gefäßverengend und entzündungshemmend und wird unseren Fluchtinstinkt Triggern, na dann mal los.
Wir haben bereits alles was wir brauchen, es geht nur darum sich immer wieder daran zu erinnern.
WIE Kälte das eigene Mindset stärkt
Durch die ausgeklügelte Atemtechnik wird der Körper mehr und mehr alkalisiert. Zudem lernt man, die eigene, natürliche Stressreaktion mithilfe der Atmung zu regulieren.
Unsere Atmung nimmt dadurch einen biochemischen Einfluss auf unsere Motivation und Konzentration. Spannend, denn wenn der Körper genug Energie hat, dann verändert sich unsere Wahrnehmung und unser Vertrauen in die eigenen mentalen Fähigkeiten wächst.
Unsere Bewertungen haben einen entscheidenen Einfluss darauf, was wir wahrnehmen und wie gut wir unsere Emotionen regulieren können.
Immer wenn wir uns aus unserer Komfortzone hinausbewegen, schaltet sich unser Nervensystem ein und aktiviert einen natürlichen Schutzmechanismus. Wir bekommen Angst und wollen erstmal fliehen, erstarren oder kämpfen. Alles nicht sehr hilfreich um kluge Entscheidungen zu treffen. Die meisten Ängste sind allerdings erlernte Ängste. Menschen kommen nur mit zwei Urängsten auf die Welt: die Angst vor dem Fallen und die Angst vor lauten Geräuschen.
Angst per se hat eine gute Funktion, nämlich uns zu schützen. Aber sehr häufig beschränken Ängste unsere Freiheit.
Kälte ist ein natürlicher Stressor, genau wie Fasten, oder Hitze und deshalb ist es ein wunderbares Tool, um sich unter frei gewählten Bedingungen natürlichen Stress auszusetzen und dadurch im gleichen Atemzug zu lernen, mit Adrenalin umzugehen.
Daniel vergleicht das mit einem unangenehmen Anruf, dem wir im Büro nicht ausweichen können:
„Unser Nervensystem unterscheidet nicht zwischen einem stressigen Telefonanruf und einem Bärenangriff, aber je mehr wir lernen können, wie wir damit umgehen, umso freier werden wir in unseren Umgang mit unangenehmen Situationen im Alltag.“
Generell tut es dem Körper gut, sich aus der Komfortzone herauszubewegen und natürlichen Stressoren ausgesetzt zu sein. Dafür sind wir gemacht.
Ab in das Eis - die eigene Komfortzone auszudehnen setzt immer Energie frei
Direkt vor dem Eisbad wärmen wir uns mit dem sogenannten Horse Stance auf, einer dynamischen Atemübung, die unfassbar albern aussieht, aber einen echten Suchtfaktor hat und den Körper wunderbar vorbereitet und die Durchblutung anregt.
Dann geht es auch schon los. Zuerst die Hände ins Eiswasser. Ich denke: "Ich gehe da niemals rein, für mich zu kalt". Aber schon geht es weiter. Den Fokus dahin zu lenken, wo wir wahrnehmen und wo wir hinwollen, hilft sehr. Kein Drama schieben und sich stattdessen schon mal auf das Adrenalin gefasst machen, das gleich kommt.
Mit der nächsten Ausatmung steigen wir in das Eiswasser. Mit der darauffolgenden Ausatmung geht es nach unten. Hinsetzen. Das Adrenalin kickt voll rein. Mein Kopf will sofort raus. Der Fluchtinstinkt setzt ein. Ich lenke die Aufmerksamkeit wieder auf die Atmung und den Körper. Der ist eigentlich ganz okay damit. Ich atme und beruhige mich langsam. Daniel hat uns genau erklärt, was im Körper vor sich geht. Das hilft. Normalerweise würde ich jetzt wild rumrudern, wenn ich in einem kalten See wäre und laut rumgrunzen. Hier ist es anders. Ich kann mich ja nicht bewegen. Also erinnere ich mich: Der Körper kann das, nur der Kopf ist noch im Fluchtmodus. Es ist eiskalt, ich bleibe und atme und dann wird mein Körper ruhiger und ruhiger.
Wir nehmen die Hände und die Schultern ins Wasser, das ist sehr unangenehm. Hände sind besonders kälteempfindlich. Der Körper bekommt direkt wieder einen kleinen Adrenalinstoß, aber kann ihn gut verarbeiten. Zum Schluss legen wir das Gesicht auf das Eiswasser. Das Gefühl ist angenehm, ich kenne es vom Apnoetauchen. Der Mammalian Reflex, der Tauchreflex, setzt ein. Ein Schutzmechanismus, den du bestimmt von dem legendären Nirvana Cover "Nevermind" kennst und dem Foto von dem tauchenden Baby auf der Jagd nach dem Dollarschein.
Dieser Schutzmechanismus aktiviert beim Menschen den Parasympathikus, also Ruhe und Entspannung. Der Herzschlag verlangsamt sich und wir entspannen uns mehr und mehr. Nach fünf Minuten steige ich energetisiert und begeistert aus dem Eis. Mein Körper zittert und ich brauche noch etwas, um mich aufzuwärmen aber den ganzen langen Abend in Berlin friere ich keine Sekunde mehr. Das ist Klasse.
Mein Fazit von der Wim Hof Methode:
Eine tolle Erfahrung, die mich sehr begeistert. Ein wunderbarerer Weg, die eigene Komfortzone ganz bewusst zu verlassen und zudem viel über den Körper und das Nervensystem zu lernen. Außerdem ist es wie immer:
wenn wir glasklar sind, wo wir hinwollen, kann es zwar Hindernisse geben, aber aufhalten kann uns keiner.
Mich begeistert es, was für ein Wunderwerk unser Körper ist. Wenn wir unser “Window of Tolerance” unsere individuelle Fähigkeit mit Stress umzugehen ganz bewusst ausdehnen ist ein kraftvolles Tool, das uns in vielen Alltagssituationen weiterhelfen kann. Es baut Residenz auf und stärkt die Flexibilität unseres Nervensystems.
Wenn wir uns immer wieder in Situationen begeben, die zwar herausfordernd sind, wo wir aber die Erfahrung machen, dass das Unbekannte die Tür für neue Erfahrungen öffnet. Ist das sehr kraftvoll.
Also, ich fand es herrlich und werde auf jeden Fall die Atmung und die kalten Duschen mit in meine Morgenroutine einbauen.
Wie geht es dir mit Kälte und:
Hast du schon Erfahrung mit der Wim Hof Methode gemacht?
With Love &
Passion
Heike
Höre die aktuelle Podcastfolge zu meinen Erfahrungen mit der Wim Hof Methode
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Buchtipp*: Die Wim Hof Methode: Sprenge deine Grenzen und aktiviere dein volles Potenzial. »Mit der Wim-Hof-Methode erwachst du zu deiner inneren Quelle von Kraft und Erfüllung. Du wirst feststellen, dass du dein Schicksal selbst in die Hand nehmen kannst.« Wim Hof
Daniel Ruppert bietet regelmäßig Workshops in der Wim Hof Methode und Retreats in Deutschland und Österreich an. Mehr über ihn und seine Methode erfährst du hier.
Mehr über Wim Hof erfährst du direkt auf seiner Webseite.
*enthält Affiliate Links.